Auch der Dorfladen in Hainchen wird weitergeführt
„Vielleicht schaffen wir es aber auch schon bis Mitte Dezember“, erklären beide, nachdem sie den Vertrag im Rathaus unterschrieben haben, der ab Oktober gilt. Limeshains Bürgermeister Adolf Ludwig war froh, dass mit den Heusers ein ebenfalls engagiertes Paar die Initiative ergriff und den seit Ende Juni geschlossenen Laden in Hainchens Ortsmitte wieder mit Leben erfüllen will. Erst vor wenigen Wochen hatten Steffi und Thomas Henrich den Vertrag für den Laden in Himbach mit der Gemeinde geschlossen. Der frühere Träger, die Diakonie Wetterau, hatte die beiden Dorfläden in den Ortsteilen Himbach und Hainchen im Frühsommer geschlossen, weil das angedachte Konzept nicht aufging. Neben der Sicherstellung der Nahversorgung sollten hier Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen eine Beschäftigung finden, um sie wieder an ein selbstbestimmtes Leben im Alltag zu gewöhnen.
Voller Tatendrang packen Angelika und Martin Heuser nun ihr Vorhaben an. Beide nutzen die Corona-Krise für einen Neuanfang. Aber es gibt noch mehr Faktoren, warum sie sich für den Betrieb des Dorfladens entschieden haben. Angelika Heuser wollte schon immer im Gastronomie-Bereich arbeiten. Aber ihr Vater, selbst als Gastronom tätig, habe ihr davon abgeraten. Zunächst als Versicherungskauffrau tätig, landete sie später als Veranstaltungskauffrau bei einer Event-Firma in Karben. Dort arbeitet auch ihr Mann. „Die Pandemie hat unserem Arbeitsmarkt schwer zugesetzt“, sagen sie. Deshalb wollen sie sich neu orientieren und die Zukunft selbst in die Hand nehmen, mit dem weiteren Standbein des Dorfladens: „Wir wollen agieren, nicht reagieren.“ Nicht zuletzt sei die Motivation die Liebe zu Hainchen. „Wir haben das Bedürfnis, etwas von dem zurückzugeben, was man uns in den vielen Jahren gegeben hat: unser Zuhause“, betonen sie.
Mit den Henrichs verbindet sie eine gute Bekanntschaft und sie sehen sich nicht als Konkurrenten. Vielmehr wollen sie in einigen Dingen zusammenarbeiten, etwa beim Einkauf.
Wie in Himbach steht auch in Hainchen die Grundversorgung für den Ort im Vordergrund. Gängige Lebensmittel und weitere Produkte wie in einem kleinen Supermarkt gehören zum Sortiment ebenso wie regionale Produkte, Geschenke und örtliches Handwerk. Auch gebe es die Möglichkeit, beim Einkauf Bargeld abzuheben. Es soll einen Kopierservice geben, einen Reinigungsservice, einen Bücherturm und eine Litfaßsäule für Aushänge von Vereinen und der Gemeinde. Der Dorfladen, der noch ein gemütliches Ambiente erhalten wird, soll Treffpunkt für Jung und Alt werden. Im Café-Bereich wird es Frühstück, Kaffee und Kuchen geben. Mitnehmprodukte, möglichst umweltfreundlich, werden angeboten. Mit regelmäßigen oder wechselnden Events will man die Bürger im Dorfladen zusammenbringen. Ideen dürften die Heusers genügend haben. Ein Kaffee- und Kuchennachmittag mit Wolle und Strickzeug, ein Brezel-Tag mit Spundekäs’, eine griechische, italienische oder bayerische Woche mit dem passenden Sortiment stellen sie sich vor und wollen außerdem mit der benachbarten Seniorenresidenz wie auch mit der Kindertagesstätte kooperieren. Es soll eine Spielecke für Kinder geben. Und nicht zuletzt könnten sie sich einen Verkaufsmarkt für regionale und überregionale Betriebe vor dem Dorfladen vorstellen. Denkbar sei auch ein Mittagstisch. Da möchten sie mit einem lokalen Catering-Service zusammenarbeiten.
Geöffnet sein wird der Laden montags bis samstags, von 6 Uhr bis 13 Uhr und von 15 Uhr bis 18 Uhr, sowie sonntags, von 7 Uhr bis 11 Uhr. Donnerstagnachmittag ist zu. Heusers behalten sich vor, die Zeiten zu beobachten und zu analysieren und sich letztendlich am Bedarf zu orientieren. „Es wird nicht jede Woche eine andere Öffnungszeit geben. Kontinuität ist wichtig“, kündigt Angelika Heuser an. Auf jeden Fall sollen sich die Kunden wohlfühlen. Dann kommen sie gerne, verweilen und kommen auch gerne wieder, betont das Ehepaar. Entsprechend werde derzeit auch nach motivierten Mitarbeitern gesucht. Mit einigen seien sie schon im Gespräch.
Am Anfang wird sich vor allem Angelika Heuser um das Geschäft kümmern. Sie übernimmt die kaufmännische Verantwortung, ihr Mann Martin die Bereiche Marketing, Kommunikation und die sozialen Medien sowie das Controlling, die Auswertung und Betreuung der kompletten EDV-Infrastruktur. Es gibt noch viel zu tun bis zu Eröffnung. Das wissen die Beiden. „Aber wir schlafen nachts gut und fühlen uns auch gut. Also machen wir wohl alles richtig“, blicken sie optimistisch nach vorne.