"Das Klima hat sich verändert"

Auch nachdenkliche Töne beim Neujahrsempfang der Gemeinde Limeshain / Bürgermeister nennt Infrastruktur „hervorragend“. Gedränge herrschte beim Neujahrsempfang der Gemeinde Limeshain in der Kulturscheune Himbach. Am Eingang hießen Thorsten Clesle, Vorsitzender der Gemeindevertretung, Glücksbote und Schornsteinfeger Markus König sowie Bürgermeister Adolf Ludwig die Besucher willkommen, darunter Vertreter der politischen Gremien Limeshains sowie der Ortsvereine, aber auch die Erste Kreisbeigeordnete Stephanie Becker-Bösch und Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl (SPD).
21.01.20 / Gemeinde Limeshain

Die Freiwillige Feuerwehr sorgte für das Gläschen Sekt zur Begrüßung. Den musikalischen Rahmen gestalteten das Duo „More than swing“ mit Christina Pauly-Jäger und Jürgen Kockrick sowie Marie-Therese Winkler als Solistin.

Clesle eröffnete den Empfang mit einem Rückblick auf 2019. Das Jahr sei ebenso traurig wie absurd und unterhaltsam verlaufen, so sein Fazit. Er sprach die Klimabewegungen an, den Brexit, Naturkatastrophen, den Anschlag auf die Synagoge in Halle und den Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke. Sein Blick auf 2020: abwägend, nachdenklich und kritisch. Dennoch sollte jeder das Gefühl haben, gebraucht zu werden und dran mitzuwirken, dass dieses Jahr positiv werde.

Bürgermeister Adolf Ludwig sprach zunächst die Situation in Europa an. Er finde es fahrlässig, die gesamte europäische Idee in Frage zu stellen, nur weil nicht alles reibungslos funktioniere. „Die EU ist kein Garant für ein konfliktfreies Miteinander, und doch hat uns diese gemeinsame Idee in den letzten 75 Jahren Frieden beschert.“ Vergleiche mit den 1920er Jahren seien absurd. „Die Bundesrepublik 2020 ist keine instabile Nachkriegsgesellschaft mit mangelnder Akzeptanz für Demokratie.“ Mit ihren Mechanismen für Demokratie und sozialer Absicherung sei sie weit von den Absturzgefahren der damals lebenden Menschen entfernt. „Wir müssen für unsere demokratischen Grundrechte, für unser Sozialsystem und für unsere soziale Gesellschaft jeden Tag aufs Neue streiten“, betonte Ludwig. Die Infrastruktur in Limeshain sei „hervorragend“. Die Nachfrage nach Immobilien habe deutlich zugenommen, was er auf die Nähe zur Rhein-Main-Region und zur Autobahn, die ortsnahen Arbeitsplätzen, die gute Kinderbetreuung, den Breitbandausbau und ein vielfältiges Freizeitangebot zurückführte. Die politischen Signale, die Kommunen im Betreuungsbereich zu entlasten, stünden auf Gelb, meinte Ludwig, um dennoch Kritik an der Landesregierung zu üben. Hessen habe die Eltern mit der Gebührenbefreiung entlastet. „Schade nur, dass man die Kommunen vergessen hat.“ Was die Abschaffung der Straßenausbaubeiträge angeht, sei aus einer Soll- eine Kann-Regelung gemacht worden. Den schwarzen Peter habe das Land somit den Kommunen zugeschoben. Er sei für die Abschaffung, wenn eine Gegenfinanzierung gesichert sei. „So weit sind wir aber noch lange nicht.“ Auch bei der Holzvermarktung würden die Kommunen nun alleine gelassen, und das vor dem Hintergrund der aktuellen Lage, dass es dem Wald so schlecht wie lange nicht mehr gehe. Bei den CO2-Einsparungen sei die Gemeinde auf einem guten Weg. Der öffentliche Strom sei schon 2012 auf Öko-Strom umgestellt worden, die Straßenlampen 2013 auf LED umgestellt, sieben Photovoltaikanlagen seien auf öffentlichen Gebäuden zur Eigenstromversorgung im Einsatz. Ein weiteres Thema sei die ärztliche Versorgung, um die sich die Kommune bemühen müsse, auch wenn die Versorgung derzeit noch vorhanden sei. Um Limeshain weiterhin attraktiv zu gestalten, brauche es eine gute finanzielle Ausstattung. Eine Einnahmequelle sei die Gewerbesteuer, die wesentlich dazu beitrage, dass die kommunalen Ausgaben finanziert werden könnten. Die Gemeinde konzentriere sich bei der Ansiedlung von Gewerbe auf das interkommunale Gewerbegebiet Limes. Die bisherigen Flächen seien verkauft. Eine Erweiterung des Gebietes hätten 2016 alle Fraktionen in Limeshain einstimmig beschlossen. Die Gestaltung der östlichen Erweiterungsflächen sei nach seiner „durchgängigen Sicht“ noch nicht abschließend festgelegt. Das Gewerbegebiet sei gefragt und es gebe geeignete Bewerbungen kleiner und mittelständischer Betriebe. Letztlich werde über die weitere Gestaltung die Verbandsversammlung entscheiden.

Das politische Klima habe sich verändert, auch in Limeshain. Die politische Arbeit in der Gemeinde aber sei respektvoll und zielorientiert zum Wohle der Bürger. „Ich wünsche mir, gerade wegen der anstehenden Probleme, die es in den kommenden Jahren zu bewältigen gilt, dass das in Zukunft wieder so werden möge.“