Feste Gruppe ab Herbst geplant

„Waldentdecker“ der Kita Hainchen besuchen regelmäßig den Wald. Jagdhütte soll als Stützpunkt dienen. „Schau mal, da!“ Die drei Kinder laufen aufgeregt auf die Besucher zu, ein kleiner Junge hält seine kleine Hand auf. Darauf liegt, zusammengerollt, eine grüne Raupe. Ob das wohl die Raupe Nimmersatt ist, die sich in einen wunderschönen Schmetterling verwandeln wird?
18.03.19 / Gemeinde Limeshain

Vorsichtig setzen die Kinder die Raupe wieder ins Gras unter eine Hecke. Auf der Wiese verstreut liegen Rindenreste, Äste sind zu einem Vogelnest verflochten. In Matschhosen und -jacken und Gummistiefel gekleidet, die Mützen tief ins Gesicht gezogen, tummeln sich zehn Jungen und Mädchen im Alter von drei bis sechs Jahren vormittags nahe der Jagdhütte im Wald bei Hainchen.

Das sind die „Waldentdecker“, sie bilden die Waldgruppe der Kindertagesstätte „Ein Haus für alle am Kastanienbaum“ in Hainchen. Seit Oktober gehen sie mit ihren Erzieherinnen täglich von Montag bis Freitag jeden Vormittag in den Wald. „Vor 20 Jahren wurde zunächst ein Waldtag in der Woche etabliert“, sagt Kita-Leiterin Ilona Merten-Rack. Jetzt soll eine feste Gruppe eingerichtet werden, die in die Kita integriert wird. Einige Vorbereitungen und Hürden gilt es dafür noch zu überwinden. Zum Beispiel muss der Flächennutzungsplan geändert werden, denn die Waldentdecker sollen mit der Jagdhütte ein festes Domizil bekommen, „und damit geht eine Nutzungsänderung einher“, erklärt Limeshains Bürgermeister Adolf Ludwig die Formalien.

Losgetreten hat das Vorhaben Hauptamtsleiter Jürgen Kunkel, der diesbezüglich bei Hessen Forst vorstellig wurde. „Eigentlich wollten wir die Hütte für die Gemeinde zu dem Zweck erwerben“, erklärt er beim Ortstermin am Waldrand. Dann kaufte sie Hessen Forst, weiterhin mit dem Ziel, dort den Waldkindergarten anzusiedeln. Dabei arbeiten alle Hand in Hand, mit im Boot waren auch die Freiwillige Feuerwehr und der TÜV, so Kunkel und Ludwig zum Prozedere. Beide hoffen, ebenso wie die Erzieherinnen, dass im Herbst Einzug gehalten werden kann.

Bis dahin muss improvisiert werden, sagen Jennifer Ritter – die Erzieherin bildet sich zurzeit zur Waldpädagogin weiter – und Anke Richter, diplomierte Sozialpädagogin und Naturpädagogin. Im Wald haben sie im Moment verschiedene Anlaufpunkte, die sie je nach Witterung ansteuern können.

Es gibt ein Waldsofa, einen Dinoberg und einen Märchenwald. „Wir wollen die Begeisterung der Kinder für die Natur wecken im Rahmen ganzheitlicher Erfahrungen“, sagt Richter.

Dafür müssen die Pädagogen speziell ausgebildet sein, kennen Wildkräuter ebenso wie die Tiere des Waldes. Neben Flora und Fauna gilt es, Wetterlagen einzuschätzen, denn Sicherheit ist oberstes Gebot im Wald. „Die Natur und vor allem der Wald bieten als Lern- und Erlebnisort viele Möglichkeiten, weil alle Sinne der Kinder angesprochen werden. Kinder, die viel Zeit in der Natur verbringen, lernen diese wie auch die dort lebenden Tiere zu achten“, sagen sie. Das wirke sich positiv auf das gesamte soziale Verhalten aus. Sensorik und Motorik werden verbessert, Aufenthalt im Freien stärke die Gesundheit. „Der Fantasie und Kreativität sind beim Spiel mit natürlichen Materialien keine Grenzen gesetzt“, zählt Ritter weitere Argumente für den Waldkindergarten auf. Besonders schön sei es, mitanzusehen, wenn ein Kind ganz ruhig auf der Wiese sitze und sein Umfeld beobachte, „was drum herum auf der Wiese krabbelt“. Für die angehenden Erstklässler gibt es zudem ein pädagogisches Vorschulprogramm.

Derzeit sind fünf Kinder fest bei den Waldentdeckern. Die anderen wählen sich bei Bedarf ein. „Wir fragen jeden Tag im Morgenkreis, wer am nächsten Tag in den Wald will. Dann gibt es einen Stempel auf die Hand und die Eltern wissen, dass sie ihr Kind am nächsten Tag passend anziehen müssen“, erklärt Merten-Rack.

Ziel sind 16 bis 17 Kinder ab drei Jahren aus der Gemeinde, die ab dem Herbst eine feste Gruppe bilden, damit sich die Einrichtung des Waldkindergartens lohnt, sagt Ludwig. Die Nachfrage sei da und erst kürzlich wurden die Eltern über den Plan ausführlich informiert. Der Waldkindergarten mit der Jagdhütte als Anlaufstelle, in der auch das Mittagessen eingenommen werden kann, wäre dann das Sahnehäubchen, ist sich Merten-Rack sicher.

Die Kita in Hainchen wird zurzeit von 76 Kindern besucht, darunter zwölf U-3-Kinder. Außerdem ist in Hainchen im ehemaligen evangelischen Gemeindehaus der Hort für 30 Grundschüler aus Limeshain angesiedelt.

87 Kinder sind in der Kita in Himbach und 99 in Rommelhausen. Der im Bau befindliche neue Kindergarten in Himbach, der eines Tages den alten ersetzen soll, wird rund 100 Plätze vorhalten.