"Für viele sehr attraktiv"

Strukturdaten der Wirtschaftsförderung: Limeshain weist die höchsten Steigerungsraten in der Wetterau auf.
19.02.19 / Gemeinde Limeshain

Die Zahlen sind ganz frisch aufbereitet. Und auf dem neuesten Stand. Und sie halten so manche Überraschung bereit. Etliche Kommunen im Wetteraukreis prosperieren. Das freilich ist nicht neu. Vor allem Städte und Gemeinden im Westkreis haben hier jahrelang von einer solchen Entwicklung profitiert. Aktuelle Strukturdaten der Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH zeichnen nun aber ein differenzierteres Bild. Ostkreis-Kommunen holen auf und weisen in puncto Bevölkerungs- und Beschäftigungsentwicklung bemerkenswerte Steigerungsraten auf. An der Spitze von allen steht dabei Limeshain – mit 5700 Einwohnern (Stand: 30. Juni 2018) und 873 Beschäftigten am Ort bei weitem nicht die größte Gemeinde im Landkreis. Äußere Einflüsse spielen bei der Entwicklung eine Rolle. Die Kommune hat aber selbst auch einiges dafür getan, um vorwärtszukommen, wie Bürgermeister Adolf Ludwig im Interview mit dem Kreis-Anzeiger verdeutlicht.

6,3 Prozent Bevölkerungszuwachs in den Jahren 2010 bis 2018 und im gleichen Zeitraum eine Steigerung der Beschäftigtenzahl um sage und schreibe 53,6 Prozent. Limeshain scheint der Musterknabe im Wetteraukreis zu sein, oder?

Was heißt hier Musterknabe in der Wetterau? Für diese positive Entwicklung sind sicherlich viele Faktoren verantwortlich. Limeshain liegt im Speckgürtel des Rhein-Main-Gebietes und direkt an der A 45 mit einer Anbindung in Altenstadt nach Norden und einer Anbindung in Hammersbach nach Süden. Das fördert sicherlich die Ansiedlungsentscheidung. Darüber hinaus fördern wir die Ansiedlung von Familien mit Kindern. Des Weiteren haben wir in Deutschland seit mehreren Jahren eine anhaltend gute Konjunktur. Aber auch die zunehmende Digitalisierung spielt für diese äußerst positive Entwicklung eine wesentliche Rolle. Unabhängig von den Bestrebungen des Wetteraukreises haben wir in Limeshain den Ausbau des schnellen Internets vorangetrieben. Man sollte die Auswirkungen der Digitalisierung gerade im ländlichen Raum auf den Arbeitsmarkt nicht unterschätzen.

Inwieweit hat die Kommune diese Entwicklung selbst vorangebracht? Oder profitiert sie ausschließlich von ihrer günstigen Lage direkt an der A 45?

Sicherlich profitieren wir auch von der günstigen Lage circa 30 Kilometer von Frankfurt und circa 15 Kilometer von Hanau entfernt. Limeshain scheint für viele Menschen sehr attraktiv zu sein. Das war vor zehn Jahren anders. Laut Bertelsmann Stiftung sollte Limeshain schrumpfen. Wir haben uns daraufhin mit der Uni Gießen zusammengetan und ein Entwicklungskonzept für Limeshain erarbeitet, um so der demografischen Entwicklung entgegenzuwirken. Das Konzept ist seither unser Leitfaden. Wir haben Baugebiete entwickelt. Den Zuzug von Familien mit Kindern gefördert. Die Kinderbetreuung ausgebaut. Limeshain kann in Kürze in fünf Einrichtungen circa 400 Kinder im Alter vom ersten bis zum zehnten Lebensjahr betreuen. Und wir kümmern uns sehr intensiv um unsere Jugendlichen.

Unser Augenmerk liegt aber auch auf der Betreuung unserer Seniorinnen und Senioren. In Limeshain gibt es ein Seniorenheim. Und wir haben viel Geld in die Stärkung unserer Ortskerne investiert. Wir haben die Nahversorgung ausgebaut, in dem wir zwei Dorfläden gebaut haben, um somit auch die kleineren Ortsteile zu stärken. Ich könnte noch viele Beispiele aufzählen, die die Lebensqualität in Limeshain beeinflussen. Das alles sind sicherlich nur weiche Faktoren, die aber wichtig sind für die Menschen. Denn neben dem Arbeitsumfeld muss auch das Wohnumfeld stimmen.

Besonders auffallend ist das Plus bei den Beschäftigtenzahlen. Zwischen 1991 und 2010 gab es noch eine negative Entwicklung mit einem Minus von 9,5 Prozent. Jetzt „schießt“ Limeshain förmlich durch die Decke und weist die mit Abstand höchste Steigerungsrate im Wetteraukreis in der letzten Dekade auf. Und der neue Interkommunale Gewerbepark Limes schlägt sich in der Betrachtung ja noch gar nicht nieder. Welches „Geheimnis“ steckt hinter diesem Erfolg?

Man darf sich nicht von den Prozentzahlen beeindrucken lassen. 53,6 Prozent mehr Beschäftigung in Limeshain. Das hört sich sehr gut an. In absoluten Zahlen sind das 303 mehr sozialversicherungspflichtige Beschäftigte als 2010. Die anhaltend gute Konjunktur hat das, wie gesagt, sicherlich begünstigt. Wir konnten aber auch in dieser Zeit unser Gewerbegebiet „Limeshain Nord“ mit circa neun Hektar Fläche vollständig vermarkten. Es ist uns gelungen, dort tolle Gewerbebetriebe anzusiedeln, die sich anscheinend gut am Markt behaupten können und expandieren.

Des Weiteren haben wir dafür gesorgt, dass sich auch Kleinstbetriebe und Heimarbeitsplätze entwickeln können, im dem wir schon vor vielen Jahren den Breitbandausbau gefördert haben. Aber auch viele Betriebe in den Ortslagen konnten sich behaupten und weiter entwickeln. Hinzu kommt jetzt noch das neue Interkommunale Gewerbegebiet. Den ersten großen Logistikbetrieb mit circa 500 Beschäftigten konnten wir auf Limeshainer Gebiet ansiedeln. Weitere Betriebe werden folgen. Hier entstehen in kürzester Zeit viele ortsnahe Arbeitsplätze. Ortsnahe Arbeitsplätze sind wichtig, denn die Menschen gehen dorthin, wo sie Arbeit finden, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Ich bin mir sicher, dass wir mit dem Interkommunalen Gewerbegebiet eine wichtige und zukunftsorientierte Entwicklung für Limeshain und der Region eingeleitet haben.