Gedenktafel für jüdische Opfer der NS-Diktatur aus Limeshain enthüllt

Groß war die Anteilnahme während der Enthüllung der Gedenktafel für die jüdischen Opfer der NS-Diktatur aus Hainchen und Himbach. Vertreter der Kommunalpolitik, der Vereine, benachbarter Schulen und viele Bürgerinnen und Bürger waren vor das Rathaus in Himbach gekommen, um an der Feierstunde, die zusammen mit Schülern der Gesamtschule Konradsdorf (GSK) gestaltet wurde, teilzunehmen.
06.02.24 / Gemeinde Limeshain

Gerade vor dem aktuellen Hintergrund des Erstarkens rechter und rechtsextremer Parteien wie der AfD ist es umso wichtiger, die Erinnerungen an das unermessliche Leid, dass Menschen jüdischen Glaubens während der Zeit des Nationalsozialismus erfuhren, wach zu halten, betonten die Redner. „Wir Demokraten müssen zum Schutz unserer Demokratie fest zusammenstehen und alle Angriffe gegen unsere freiheitlich demokratische Grundordnung abwehren“, sagte Bürgermeister Adolf Ludwig. Wie auch die anschließenden Redner befürwortete er die Demonstrationen gegen Rechts. „Endlich gehen Menschen auf die Straße, stehen auf und erheben ihre Stimme gegen den Rechtsruck in unserem Land“, so Ludwig. Die Gedenktafel mit den Namen der 28 Mitbürgerinnen und Mitbürgern jüdischen Glaubens soll dazu beitragen, dass die Erinnerungen an diese Menschen lebendig bleiben. „Nur namenlose Menschen verschwinden aus dem Gedächtnis“. Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung dürfen in Deutschland, in Limeshain, keinen Platz haben, mahnte Ludwig an. Andreas Bäcker, Vorsitzender der SPD Limeshain, erinnerte in seiner Rede zunächst an die Entwicklung in der Weimarer Republik, die den Nationalsozialismus in seiner unheilvollen Entwicklung möglich machte. Eindrucksvoll schilderte er dann die schrecklichen Ereignisse, die mit dem Brand der 1933 erbauten Synagoge während der Reichspogromnacht am 9. November 1938 ihren Anfang nahmen und die für die deutschen Jüdinnen und Juden aus Himbach und Hainchen mit Deportierung, Inhaftierung und Tod enden sollten. Anhand von Augenzeugenberichten hatte er die damaligen Geschehnisse recherchiert. Anschließend verlasen Schüler des Leistungskurses Geschichte der GSK die Namen der jüdischen Opfer der NS-Diktatur vor uns legten für jeden Getöteten und jede Getötete eine weiße Rose vor die Gedenktafel. Zum Abschluss sprach Manfred de Vries, Vorsteher der jüdischen Gemeinde Bad Nauheim einen Kaddisch, ein traditionelles jüdisches Totengebet. Zuvor berichtete er, dass seine Eltern, die den Holocaust überlebten, nach dem Krieg in Recklinghausen mit dem Aufbau einer jüdischen Gemeinde begannen. Sein Vater sagte damals „Hitler darf niemals Recht behalten“. „Nie wieder ist jetzt“, sagte de Vries und ergänzte „Ich bin deutscher Bürger, nur eben jüdischen Glaubens, wie so viele Juden, die in diesem Land Gutes getan haben“. Wie die damals vielen Ärzte in der Region, die Bad Nauheim einst zum Bad machten. Und er mahnte an, dass es nie zu spät ist, zu mahnen und zu erinnern und sich für eine friedliche Zukunft zu engagieren. Die Gedenkveranstaltung wurde auf Initiative aller im Gemeindeparlament vertretenen Fraktionen organisiert.